Otto Pippel


Pippel - das ist Licht, Farbe und eine unverstellte Freude am Sehen. Beeinflusst von den französischen Impressionisten, entwickelt Pippel (1878-1960) seinen ganz eigenen Stil. Landschaften, Interieurs, Figurenszenen – immer entwickelt er die Bilder vom Licht her, insbesondere über den Hell-Dunkel-Kontrast. Die Formen entstehen erst durch unser zusammensetzendes Auge, aus der Mischung und dem Fluss der Farben.

Galerie KONSTANZE WOLTER e.artis contemporary

Münchner Ansichten

Pippel reiste viel und kam herum – immer malte er. Seit der aus Lodz staammende Maler sich 1909 in seiner neuen Heimatstadt München niederlässt, findet diese naturgemäß auch besondere Beachtung in seinem malerischen Werk.

Seine wundervollen Biergartenszenen machten Pippel berühmt und sind noch heute außerordentlich begehrt. Wir spüren hier die innige Verbindung des Landschaftsmalers mit dem Porträtisten der gehobenen Gesellschaft. 

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...Nicht um das Gegenständliche, sondern um das Farbige alles Gegenständlichen, nicht um die Form, sondern um die vom Licht bewegte Form und um äußerste Farbempfindlichkeit des Auges handelt es sich.

Hermann Nasse, Die Kunst für Alle, Mai 1923, S. 217

Der impressionistische Landschaftsmaler

Pippel – das ist in seiner Quintessenz der Landschaftsmaler. Der Maler begibt sich hinaus aus dem Atelier, in die Natur, zu den Menschen, ja selbst in die neue Natur des Menschen, die Stadt. Dort, unter freiem Himmel, gelingt es ihm immer, den richtigen Ort und die angemessene Perspektive zu finden. Es gilt, die Erhabenheit der Empfindung sowie die Dynamik und Schönheit der Szene zu erfassen.

...ich setz mich an die Staffelei und will nur die Ruhe malen, die tiefste Ruhe und den tiefsten Frieden. Und diese Ruhe muß ich nicht nur im Motiv, sondern auch in Farbe und Komposition finden.

Otto Pippel (zit. Nach Hermann Reiner, 1948)

Nicht jeder Ort eignet sich für ein solches Unterfangen. Es braucht ikonische Landschaften und Momente, denn in ihnen kondensiert das Besondere des Daseins in unverstellter Weise. Pippel begibt sich an solche Orte. Seit 1909 ansässig in Planegg bei München, ist es zunächst die prächtige Voralpenlandschaft seiner Wahlheimat Bayern, die ihn immer aufs Neue inspiriert. Doch er reist auch - durch markante deutsche Landschaften und Großstädte, in seine östliche Heimat und immer wider in den Süden: nach Italien.

Der Münchner Maler schafft mit seinen Gemälden einen so markanten Impressionismus deutscher Art und Prägung, dass er neben den kunsthistorisch viel beachteten Künstlern Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt als einer der bemerkenswertesten Vertreter dieser Richtung in Deutschland gilt. 

Dieses Gemälde illustriert auch, wie der Impressionismus, gleich jeder lebendigen Kunstströmung, Einflsse aus der Tradition der Kunstgeschichte und ihrer Gegenwart bezieht. Das impressionistische Erbe der Franzosen lernt Pippel in Paris bei Durand Ruel kennen. Licht und Sonne werden von da an zum Leitmotiv seiner Malerei.

Dem anbei stellt Otto Pippel zunehmend das Bestreben nach einer kompositorischen Meisterschaft. Lang vor dem Malen an sich, Wochen oder Monate vorher, wenn das Motiv fest steht, beschäftigt sich der Künstler intensiv mit dem Bildaufbau. Das Arrangement der Details und die Zusammenstellung der einzelnen Bildmotive bewertet Pippel höher als die abschließende Ausführung der Pinselstriche. Wie kein anderer verstand er es so, Stimmungen einzufangen und diese in ein berührendes Gesamtkunstwerk einzubetten.

Pippel war ab 1912 Mitglied der Münchner Luitpoldgruppe und stellte mit dieser regelmäßig im Münchner Glaspalast aus. 1915 kam er in Kontakt mit dem Kunsthändler Hofrat Franz Josef Brakl, in dessen Kunsthaus er fortan regelmäßig präsentiert wurde. Im 1913 von dem damaligen „Star-Architekten“ Emanuel von Seidl errichteten Brakl-Haus, einer repräsentativen Villa, wurde seine Kunst geschmackvoll gezeigt. Durch die Förderung Brakls wurde Pippel gerade in diesen Jahren zu einem der bekanntesten süddeutschen Impressionisten.

...Die überströmende Heiligkeit des freien Lichts wirkt sich auf seine ganze malerische Zukunft mit der Intensität eines fanatischen Glaubens aus.

Licht und Leben im Freien

Die Biergarten- und Wirtshausszenen im Freien gehören zu den begehrtesten Werken des Spätimpressionisten Otto Pippel. Am Kunstmarkt erzielen sie Höchstpreise. Hier präsentieren wir ein solches Meisterwerk aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, entstanden um 1915-20:  das Ölgemälde „Hofgarten-Caffee in München“.

Der geniale Kompositeur Pippel wählt für dieses Gemälde eine Ansicht in Richtung zum Zentrum des weitläufigen Hofgartens in München. Der Park wird an seinem Rand von Bäumen gesäumt und öffnet sich in der Mitte zu einem Tempel und vier Schalenbrunnen mit Fontänen. Die unzähligen weißen Stühle des Hofgartencafés verteilen sich in diesem schattigen Randbereich vor dem hier nicht sichtbaren Bazar-Gebäude an der Ostseite des Odeonsplatzes. 

Zahllose Münchner genießen den Sommer an den runden Tischen bei Kaffee und Kuchen. In eleganten Sommerkleidern sitzen die Besucher meist in Gruppen am weiß gedeckten Tisch und werden vom Personal bedient. Das Licht bricht hier nur stellenweise durch das Blattwerk der Bäume und erleuchtet den Boden in vereinzelten hellen Flecken.

Doch im hinteren Zentrum der Malerei erstrahlt das Wasser eines der Springbrunnen im gleißenden Sonnenlicht. Sein weißer Schein erhellt die ganze Szene und lässt auch die Farben des vorderen Bereiches sanft erglühen. Die dunkleren Grüntöne der Bäume hellen sich zum Wasser hin immer mehr auf.

Die Pinselführung übersetzt das Motiv des fließenden Wassers wundervoll ins Malerische: Pippel setzt die pastosen Farben kurz und quer als „sprühende“ und „spritzige“ Farbtupfer. Teilweise nutzt er seine Spachteltechnik um das Ineinanderfließen der Farben um so mehr hervorzuheben.

Pippel malt uns hier eine Stadt-Landschaft mit Menschen in ihrer Freizeit, doch unverkennbar spielt das Licht die Hauptrolle in dieser Komposition! Nicht auf effekthascherische Weise, im Gegenteil, er zelebriert das warme Sonnenlicht des Münchner Sommers.



...Alle Formen, die der Künstler schafft, (...) haben ihre Bestimmung als Träger des festlich gehobenen Lichtspiels.

Franz Langheinrich 1932

Das Hofgartencafé in München

Das Hofgartencafe „Tambosi“, das älteste Café in München, ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Seine Terrasse und der Biergarten im Park sind seit Generationen ein beliebter Treffpunkt für Sonnenliebhaber. 

Das Café trug in seiner Geschichte schon viele Namen (Café Dengler, Café Putscher, Café Bauknecht). 1810 übernahm Luigi Tambosi das schon Ende des 18. Jahrhunderts gegründete Café. Der gelernte Schokolateur und Traiteur aus Italien hatte gute Beziehungen zum bayrischen Hof und begründete den Ruhm des Cafés. Das Kaffeehaus war elegant ausgestattet und entwickelte sich zu einem vornehmen Treffpunkt des gehobenen Bürgertums und des Adels. Zu seinen Gästen zählten Schriftsteller, Künstler und König Ludwig I. 

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Café durch August „Gustl“ Annast neu belebt. Der bereits zuvor als Kabarettleiter und Conférencier in München bekannte Annast, übernahm das „Tambosi“ 1920 mit seiner Frau. Gemeinsam machten sie den nun unter dem Namen „Annast“ firmierenden Ort zu einer Münchner Institution. 

Das Kaffeehaus hatte in dieser Zeit einen Außenbereich mit bis zu 1000 Stühlen. Dazu wurden ein Ballsaal und mehrere Veranstaltungssäle eingerichtet. Im ersten Stock gründete Annast ein intimes Theater. Das im Krieg beschädigte Haus wurde 1949 wieder aufgebaut und verblieb bis 1964 im Besitz der Familie Annast. Heute firmiert es wieder als „Tambosi“. 

Otto Pippel besuchte das Varieté im „Annast“ regelmäßig und verewigte in Gemälden Darbietungen aus dem Bühnen-Programm dieses kulturhistorisch wichtigen Münchner Lokals. 

Hier jedoch huldigt er dem Licht der Sonne im wundervollen, von Gebäuden eingehegten Park des Hofgartens. Er malt verschiedene Ansichten dieses Sujets: Schon zu seinen Lebzeiten werden diese vom Publikum sehr gut aufgenommen, von Kritikern beachtet und sogar publiziert.

Pippel flaniert auch weiter durch München: Neben dem Hofgarten, im Herzen der Münchner Residenz, widmet sich Pippel auch Ansichten vom Englischen Garten und vom Hirschgarten. Auch weiter außerhalb, am Starnberger See beobachtet er die Städter beim Freizeitgenuss.

In den Gemälden dieses zu Recht besonders beliebten Themas kommt Pippels künstlerische Natur voll zu Geltung. Er ist als umtriebiger Beobachter zugleich Teil des geselligen Lebens und draußen, ganz als Maler für sich unter dem Licht der Sonne.